Samstag, 9. November 2013

Indien-Reise 2012, Teil 6: Onam

Beim gegenwärtigen Tempo bin ich dann zum 2jährigen Indien-Reise-Jubiläum mal mit Erzählen fertig ;) 

Das Onam-Fest war einigen von uns nicht ganz neu: Im September 2008 waren wir mit der Uni für 2 Wochen für Lehrveranstaltungen in Basel, Julies Heimat. Damals lud sie uns zu einem Onam-Fest in einem Gemeindezentrum ein. Ich erinnere mich noch lebhaft an das Essen (lecker!), vor allem die Chilis (scharfscharfscharf!) und die Vorführungen und farbenfrohen Kleider.

Hier geht es zu Teilen 1, 2, 3, 4 und 5.
Wie immer werden die Bilder durch Klicken größer.

Mittwoch, 29.08.2012:
Heute ist Onam, das "Erntedank"-Fest hier in Kerala, das das Ende der Reisernte und des Monsuns markiert. Bereits in der letzten Woche haben wir die Vorbereitungen miterleben können: Überall gibt es Blüten in allen Farben zu kaufen und auch der Umzug vor ein paar Tagen war Teil des Festes. Wir sind zu Julie zu einem traditionellen Essen eingeladen. Nach dem Frühstück helfen uns Grace und ihre Tochter unsere Set Mundus anzuziehen. Es besteht aus einem Unterrock, einer Stoffbahn, die in einen Rock gefaltet wird, eine Bluse und einer weiteren Stoffbahn, die um die Bluse gelegt wird. Die Stoffbahnen (und Unterröcke) sind weiß-beige mit einem gold-bunten Streifen am Rand, der Stoff der Bluse passt zu diesem Streifen. Dazu bekommen wir Jasmin-Blüten ins Haar. Die Jungs dürfen heute die traditionelle Tracht der Männder anziehen: Eine Stoffbahn, die als Rock getragen wird und Seidenhemden. Ich glaube, für sie waren die Kleider noch ungewohnter als für uns Mädels ;)

Beim Anziehen. Ich habe mir natürlich rot ausgesucht ;)

Gruppen-Foto.
Bei Julie angekommen, entdecken wir ein Blumen-Ornament vor dem Haus, das Julie und ihre Geschwister erstellt haben. Viele Gäste kommen, wir unterhalten uns mit einigen (Schwester Emanuela war auch wieder da :) ) Nachdem viele Familen- und Gruppen-Bilder geschossen wurden, setzen wir uns auf der Verande auf den Boden und bekommen ein (echtes!) Bananen-Blatt vorgelegt. Auf diesen werden uns nach und nach Essen aufgetragen: Reis, verschiedene Saucen und Gemüse-Curries. Julie erzählt uns die Legende, auf der das Onam-fest beruht:

Der reiche und mächtige König Mahabali sah sich als größter Herrscher aller Welt und als Herr über die drei Welten (Erde, Himmel und Unterwelt). Er ist ein gütiger und gerechter König und verspricht, jedem Bittsteller seinen Wunsch zu gewähren. Die Götter fühlten sich bedroht und schickten Vishnu in Gestalt des kleinwüchsigen Brahmanen Vamana zum König. Vamana bittet Mahabalium um drei Schritt Land und bekommt diesen Wunsch gewährt. Da fing er an, ins unermeßliche zu wachsen und durchschritt mit zwei Schritten die drei Welten. Der König bietem ihm an, die dritten Schritt auf sein Haupt zu setzen und ihn damit in die Unterwelt zu schicken. Er bittet jedoch darum, einmal im Jahr auf die Erde zurück kehren zu dürfen um nach seinem Volk und dessen Wohlergehen zu sehen. Diese Rückkehr wird jedes Jahr mit dem Onam-Fest. Die weiß-goldenen Kleider symbolieren Wohlstand und es gibt ein Festessen um den König zu beruhigen.
(Quelle: wikipedia.co.uk)
Das Bananenblatt mit dem Essen.
Kakao-Frucht geschlossen...
Nach dem Essen ruhen wir uns aus, wir spielen "Rate, rate, was ist das" (dafür ist ja nun wirklich nie zu alt!). Da bringt uns Julies Bruder bringt eine Kakao-Frucht! Die Bohnen befinden sich im Inneren und sind von Fruchtfleisch umgeben, das an Litschi erinnert. Die Bohnen selber schmecken sehr bitter. Spannend ist es trotzdem.
... und offen.
Kakaobohne von innen. Biologinnen am Werk ;)

Julie wird von ihren Tanten und Kusinen zum Wasserbecken geführt und einmal getunkt, das scheint Teil des Jungesellinnenabschieds zu sein ;)
Abends findet ein kleiner Gottesdienst im Familienkreis statt, auch das ist Teil des Jungesellinnen-Abschiedes, denn morgen - nach der Hochzeit - wird Julie nach indischer Tradition Teil von Rons Familie. Nach dem Gottesdienst wird Julie von Familie und Freunden (= uns) mit Kuchen "gefüttert". Die Botschaft dahinter ist: "Soll Eure Ehe so süß werden wie dieser Kuchen". Finde ich klasse ;)

Abends fallen wir wie so oft todmüde und glücklich ins Bett und freuen uns auf die Hochzeit morgen.

Nachtrag: Huch, das ist mir doch ein Bild durch die Lappen gegangen. Das sollte auch noch drauf, man sieht die Jasminblüten besonders gut.

Geschmückt.

4 Kommentare:

  1. Ach wie schön, dass es hier einen neuen Teil zu lesen gibt! :)
    Bei dem Fruchtfleisch der Kakaofrucht musste ich an die Tintenfische denken, die in Spanien überall zu kaufen sind. Ist das so glibberig, wie es aussieht?
    Das Blütenornament ist wunderschön!

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  2. Danke! Macht immer wieder Spaß, dran zu schreiben. Ich muss mir nur jedesmal etwa 2 Stunden freischaufeln und mache ungern dabei ne Pause, denn sonst verliere ich den Faden.
    Ja, das war sehr glibberig :)

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  3. Das kenne ich. An den Reiseberichten sitze ich auch immer ewig und kann das auch nicht gut mit Unterbrechung. Aber 2, 3 Stunden am Stück hat man ja leider viel zu selten und dann auch noch die Ruhe, sich in das Thema und die Erinnerungen zu vertiefen.
    Was mir gerade noch einfällt und ich die ganze Zeit schon mal fragen wollte: diese ganzen tollen Klamotten, die ihr dort getragen habt - hast du die mitgenommen oder waren die dort geliehen?

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  4. Schön, dass es endlich weitergeht! Und was für schöne Blumen du im Haar trägst, fast könnte man meinen DU bist die Braut. Auf den Hochzeitsbericht bin ich aber jetzt gespannt, der wird ja wohl als nächstes kommen.
    Macht wieder viel Spaß, deinen Bericht zu lesen

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